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8./9. Spitzkegeltürme und Mauerabschnitte in der Burgunderstraße


Autor und Fotos: Hartmut Geißler


Nr. 8
: Rechts: Der am oberen Ende der Burgunderstraße stehende Spitzkegelturm, der wie die meisten anderen Türme ursprünglich im Graben stand. Solche Türme wurden somit der Mauer  "vorgelegt", um von ihnen aus etwaige Erstürmungsversuche der Mauer nach beiden Seiten bekämpfen zu können.

Das heutige Straßenniveau liegt erheblich höher als das damalige Grabenniveau, sodass eine Treppe in das Untergeschoss hinabführt. Aufgeschüttet wurde der Graben vor 1848, wie sich aus dem Katasterplan dieses Jahres ergibt. Der Turmschaft war vor der Aufschüttung höher als das Kegeldach.

Der Turm wurde wahrscheinlich im 15. Jh. erbaut und nahm die südöstlichste Position an der Wehrmauer ein und besitzt ein spitz gemauertes, feuersicheres Steindach.

Der Flutgraben, der vom Hesselweg herabkam, war links vom Turm vorbeigeleitet.

Vergrößerung durch Anklicken des Bildes.



Nr. 9: Weiter abwärts in Richtung Stiegelgässer Tor kann man rechts weitere Mauerreste und einen damit verbundenen (bewohnten) weiteren Spitzkegelturm an der Burgunderstraße sehen. Auch er stand eigentlich tief im Graben vor der Mauer, sodass auch sein Schaft erheblich höher war als das Dach.

Nachdem die Wehrgräben seit dem 17. Jahrhundert nicht mehr zur Verteidigung dienten, wurden die meisten als Gartengrünflächen benutzt, als Weideflächen oder als Tuchbleichen. Dieser Graben an der Burgunderstraße allerdings war wie der nördliche am Seufzerpfad immer noch ein Flutgraben, der bei Starkregen oder Schneeschmelze das Wasser von Mainzer Berg südlich am Ort vorbei ableitete. Er mündete in den Mühlgraben der Klostermühle.

Erst als im 19. Jahrhundert die offenen Gräben durch dicke Abwasserrohre ersetzt wurden, konnten überall die Gräben zugeschüttet werden. Deshalb wirken die Türme, die sich früher in ganzer Länge aus der Tiefe des Grabens emporreckten, auf dem heute viel höheren Bodenniveau so gedrungen, was auch beim dem Stiegelgässer Tor (weiter unten) optisch eine Rolle spielt.

 

Ein Weg von den Aufhöfen durch die Mauer zu den Feldern davor


Rechts am Rand sieht man oberhalb der Höfe einen Fußweg durch die Mauer (heute eine schmale Straße), der vom oberen Uffhub-Gehöft (links am Rand sieht man die Kurve der Uffhub) über den Graben führte, zu den außerhalb gelegenen Feldern. Der blaue Strich markiert eine Flurgrenze.

Diese Öffnung in der Mauer könnte im Haderbuch von Ober-Ingelheim (1476-1484, Blatt 206v) die dort erwähnte "Lochspforte" gewesen sein.

 

Zu den Wehrmauern Ober-Ingelheim allgemein


Gs, erstmals: 10.03.06; Stand: 23.02.21