Autor: Hartmut Geißler
nach Archivalien aus dem Ingelheimer Stadtarchiv
Veranlasst durch die heiße Witterung des Jahres 1934, die den Winzern statt der durchschnittlich 220 Millionen Liter Wein mehr als das Doppelte bescherte (rund 470 Millionen Liter), wurde als Sofortmaßnahme für den Herbst 1935 das einwöchige „Fest der deutsche Traube und des Weines“ erfunden, das die Überproduktion abbauen sollte und ein großer Erfolg wurde.
Deshalb wurde es 1936 wiederholt, 1937 aber schon auf die Dauer von zwei Tagen reduziert. Im Jahre 1938 setzte man das Fest ganz aus, da die Erträge nicht ausreichend waren und somit auch die Veranstaltung überflüssig wurde, und auch danach fand es wegen des Krieges nicht mehr statt.
In Oberingelheim wurde in derselben Absicht 1935 erstmals ein „Rotweinlesefest“ an der Burgkirche, aber auch im ganzen Ort organisiert, und zwar laut Festprogramm am Wochenende des 28. und 29. „Scheiding“ (= September) 1935. Verbunden war es mit „Burgbeleuchtung“, mit einer „Burgbesatzung in historischer Tracht“, einem Bezirksbauerntag, einem Festumzug durch Ober-Ingelheim sowie am Sonntagabend mit Tanz in allen Gaststätten. Wenn man will, kann man es als Vorform des späteren Rotweinfestes ansehen.
Offenbar wurde damals das Gelände der Wehrmauern um die Burgkirche als eine Ritterburg angesehen und mit fantasievollem historischen Halbwissen ausgemalt.
Gs, erstmals: 20.02.20; Stand: 20.02.20