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Die Chemische Fabrik Freiweinheim ("Bleiweiß)

 

Autor: Hartmut Geißler

 

Im Jahr 2021 wurde eine Informationstafel eingeweiht, die dem Gelände der ehemaligen Fabrik steht, Rheinstraße 194. Finanziert wurde sie von einem Enkel des Dr. Bopp, Carl Liebrecht, im Beisein von Bürgermeister Eveline Breyer, Tim Gemünden, dem heutigen Hausherrn des Geländes, und Dr. Gerhard, dem Vorsitzenden des Historischen Vereins, von dessen Mitgliedern der folgende Text entworfen wurde:

Dr. phil. Hermann Bopp

Chemiker und Fabrikant

* 4.3.1863 in Reichelsheim/Hessen

ꚙ 7.6.1896 in Frankfurt mit Friederike Amberger

† 9.2.1942 in Ingelheim

1884  Nach Schulabschluss am Realgymnasium Kassel Studium an der Großherzoglich technischen Hochschule Darmstadt.

1886  Außerordentliches Mitglied der Deutschen Chemischen Gesellschaft.

1889  Studienabschluss am Chemischen Institut der philos. Fakultät Universität Freiburg.

1890-1898  Chemiker bei der Firma G. Siegle Co. in Stuttgart.

1899  Zusammen mit Jakob Odernheimer gründete er am 11. August die Handelsgesellschaft Dr. Bopp & Odernheimer. Sie erbauten an der Rheinstraße eine chemische Fabrik – „Bleiweißfabrik“ genannt.

1909  Dr. Bopp wurde alleiniger Inhaber der Firma „Chemische Fabrik Frei-Weinheim“, spezialisiert auf Bleiweiß-, Farben-, Weißlackproduktion, die mit bis zu 150 Mitarbeiter größter Arbeitgeber in Frei-Weinheim wurde. Ab 1928 ging er eine Kooperation mit der Vereinigte Farbwerke AG Düsseldorf ein.

Über viele Jahre engagierte sich der zeitweise erfolgreiche Unternehmer als Gemeinderatsmitglied in der Freiweinheimer Kommunalpolitik. Von 1901 bis 1928 versorgte seine „Bleiweißfabrik“ den Ort mit elektrischem Strom.

1905 wurde er Gründungsmitglied des Vereins „Rheinbad Frei-Weinheim-Ingelheim“, 1910 Vorsitzender des Kirchenbauvereins für die Gustav-Adolf-Kirche, der er eine Glocke stiftete, 1920 Gründungsmitglied des Rudervereins Ingelheim und 1922 Geschäftsführer der Hafenagentur Frei-Weinheim m. b. h. zum Betrieb eines Speditions- und Kommissionsgeschäftes. 1923/1924 wurde er – wie viele Politiker, Industrielle und Eisenbahner – in das rechtsrheinische Deutschland ausgewiesen. Nach Rückkehr aus dem Exil und vollständiger Übernahme der chemischen Fabrik durch die Farbwerke AG Düsseldorf lebte Dr. Bopp ab 1931 als Privatier. 1997 wurde eine Straße im OT Frei-Weinheim nach ihm benannt.

Jacob Odernheimer stammte aus Ober-Ingelheim, war Kaufmann und vor seiner Beteiligung an der Bleiweiß kaufmännischer Direktor der Portland-Cementfabrik Carl Krebs in Nieder-Ingelheim.
 

Gs, erstmals: 08.11.21; Stand: 08.11.21