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Franz Bambach, NSDAP, 1939-1945

 

Autor: Hartmut

nach Gerhard, Nadine: Ingelheim am Rhein, S. 543-544
und Vey, Ingelheim unter dem Hakenkreuz, S. 61, 69/70
sowie Klausing in Meyer/Klausing, S. 118 ff.dort auch weitere biographische Daten


Franz Bambach war ursprünglich kein Ingelheimer, sondern stammte aus dem Odenwald. Geboren wurde er 1885 in Bensheim und wuchs im Forsthaus Haide/Viernheim auf. Nach Schule und einer Ausbildung zum Lehrer (1914) leistete er als Luftwaffenoffizier Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, wurde danach 1920 oder 1921 Lehrer in Nieder-Ingelheim, ab 1923 Rechner des Nieder-Ingelheimer Winzerkellers und erster Dirigent des Schubertquartetts (1924-1929) und Führer des örtlichen Frontkämpferverbandes "Stahlhelm". Im Jahr 1933 wurde er Sturmbannführer der SA, trat aber erst 1936 der NSDAP bei.

Im Zuge der sog. Gleichschaltung verkündete er am 30. März 1933 auf der Gemeinderatssitzung in Nieder-Ingelheim, dass er durch Verfügung des Kreisamtes in Bingen und der Landesregierung in Darmstadt zum kommissarischer Bürgermeister von Nieder-Ingelheim bestellt worden sei, und löste die Versammlung auf. 1937 bekam er die förmliche Einstellung als Bürgermeister von Nieder-Ingelheim, 1938 auch von Ober-Ingelheim.

Zum 1. April 1939 wurde er zum Bürgermeister der an diesem Tag vereinigten Stadt Ingelheim ernannt. Er amtierte weiterhin im Nieder-Ingelheimer Rathaus, das nun zum Rathaus der vereinigten Stadt wurde. Nach der Einberufung Bambachs zur Wehrmacht vertrat ihn als Bürgermeister bis 1945 der Erste Beigeordnete Kurt Freund.

In Bambachs Amtszeit erfolgten der Umbau des Nieder-Ingelheimer Rathauses, das für die vereinigte Stadt zu klein geworden war, der Bau des Feuerwehrgebäudes in Nieder-Ingelheim (heute Museum) und die Eröffnung des Krankenhauses.

Seit August 1939 leistete er wieder Kriegsdienst in der Luftwaffe in Frankreich und zuletzt in Ostpreußen und war u.a. Luftwaffenmajor in Aulnat (bei Clermont-Ferrand), dort Flugplatzkommandant und Mitglied des Sicherheitsdienstes (SD). Bei Kriegsende geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung wurde er bei seiner Einreise nach Frankreich verhaftet, weil man ihm Kriegsverbrechen in Frankreich vorwarf. Ein französisches Kriegsgericht in Lyon sah ihn aber 1949 als "unbelastet" an. Die deutsche Entnazifizierungskammer stufte ihn als "Mitläufer" ein.

"Nach dem Krieg gelang ihm ein politisches Comeback, als er 1952 als Kandidat einer neuen "Bürgerliste Rauch" in den Stadtrat einzog und 1956 sogar zum Zweiten Beigeordneten gewählt wurde. So beeinflusste er auch bis 1960 die Ingelheimer Kommunalpolitik in erheblichem Maße." (Vey, Kriegsjahre, S. 346)

Franz Bambach starb am 13. Januar 1963 in Ingelheim.

 

Gs, erstmals: 15.12.19; Stand: 18.04.21