Autor: Hartmut Geißler
Links: Überlebensgroße Figuren eines repräsentativen gallo-römischen Grabmonuments aus dem 1. Jh. n. Chr. Fundort: Nieder-Ingelheim, östlich oder westlich des Brückweges in der Höhe der Langgewann (heute nördlich der Autobahn), wo in römischer Zeit eine nördliche Straße von Mainz nach Bingen verlief. Der Fund wurde vom holländischen Gutsbesitzer und Nieder-Ingelheimer Ehrenbürger Albert Gerhard de Roock im 19. Jh. dem Wiesbadener Museum vermacht.
Auf den Steinen wurden noch Farbspuren gefunden: Der Mann trug eine gelb-grüne Tunica und darüber eine blau-graue Toga, mit der er sein römisches Bürgerrecht zeigte; am rechten Zeigefinger fand sich noch Fleischfarbe. Die Frau trug ein mit einem Gürtel gerafftes, faltenreiches, keltisches Gewand, Gewandspangen auf Schulter und Brust, ein olivgrünes Unterkleid mit Ärmeln, einen schwarz-grauen Mantel und ein gelb-grünes Zwischengewand; ihre Haare waren schwarz-grau.
Originale im Museum Wiesbaden, Abgüsse in Ingelheim
Rechts: Abschrift eines Grabsteines einer gallo-römischen Familie aus dem 2. oder 3. Jh. mit einer Relieffigur und einer Inschrift; Fundort: Ober-Ingelheim
Inschrift:
a) oben links und rechts in Höhe des Kopfes: D und M = DIS MANIBUS (= „den Totengöttern“, eine übliche römische Formel)
b) Im Textfeld: Dem Martialius Miccio und der Ibliomaria Bodica, ihren Eltern, hat die Tochter Miccionia Ammisia (diesen Stein) machen lassen.
Es handelt sich offenbar um einen aufwändigen Grabstein romanisierter Kelten.
Original im Ingelheimer Museum
Glasgefäße und eine Kanne aus Terra sigillata
![]() |
![]() |
Im Ausstellungskatalog werden insgesamt 48 Grabfunde aus römischer Zeit aufgelistet, darunter auch acht aus Frei-Weinheim. Eine römische Besiedlung von Frei-Weinheim, des Ingelheimer Hafenortes, dürfte deshalb außer Zweifel stehen.
Gs, erstmals: 25.07.05; Stand: 04.01.18