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Die Industrialisierung Ingelheims im 19. und 20. Jahrhundert


Autor: Hartmut Geißler
nach Henn, Industrie-Entwicklung;
Vey, Kriegsjahre;
Ingelheim 74;
Kalogrias (in Meyer-Klausing);
Engelen in "Ingelheim am Rhein" 2019, S. 382-391
Siebler (dito), S. 392-393 sowie 394-405


Der Schwerpunkt der Industrialisierung lag (und liegt immer noch) in Nieder-Ingelheim; aber auch in der Frei-Weinheimer Gemarkung entstanden Industriebetriebe, kaum in Ober-Ingelheim und gar nicht in Großwinternheim.

Der folgende Lageplan von vier Industriebetrieben von ca. 1890 zeigt die Standortvorteile, die in Nieder-Ingelheim zur Ansiedlung von Industrie lockten: An der Stelle, wo heute das große Gelände von Boehringer Ingelheim liegt, verliefen die Binger Straße und die Eisenbahn, die Selz durchfloss als Wasserlieferant und anfangs auch als Abwasserkanal das Gelände und der Hafen in Frei-Weinheim war nicht weit entfernt.

Hinzu kam 1904 die Nebenstrecke der Selztalbahn von Frei-Weinheim bis Jugenheim. Sie war neben dem Industriegelände mit der Ludwigsbahn am Bahnhof "Ingelheim" verknüpft.

Abgebildet wurden vier Werke:

links die chemische Fabrik A. Boehringer, die rot eingezeichnet ist, weil der Lageplan zu einem Antrag auf eine Telefonleitung des Werkes gehörte,
in der Mitte die Portland-Cementfabrik C. Krebs,
rechts oben an der Selz das Papierstoffwerk (Heyer & Pistor)
und rechts unten die Ingelheimer Kalk- und Steinwerke der Firma Avenarius & Comp.

 

Die folgenden Links führen zu kurzen Darstellungen ausgewählter Ingelheimer Industriebetriebe, die - bis auf eine Ausnahme - vor oder im Ersten Weltkrieg gegründet wurden. Ihre Beschreibung greift wegen der Kontinuität der Unternehmensgeschichten teilweise bis ins 21. Jahrhundert aus.
 

- Erzabbau auf dem Westerberg, ab 1857

- Portland-Cementfabrik Ingelheim Carl Krebs, ab 1863

- Düngemittelfabrik Kahn, ab 1863 im Blumengarten

- Papierstofffabrik Dr. Heyer, ab etwa 1865 in der Schafau

- Brauerei und Malzfabrik Löwensberg, ab 1866 (1890)

- Ingelheimer Maschinenfabrik KG (Jäneke), ab 1882

- Schwarzfarbenfabrik Neumühle, ab 1884

- Boehringer, ab 1885 (mit Geschichtsdaten, Boehringerhäusern, Boehringerlogo)

- Chemische Fabrik Frei-Weinheim Dr. Bopp, die "Bleiweiß", ab 1899

- Chemische Fabrik "Rhenania" Dr. Funcke, ab 1903

- Maehler & Kaege, ab 1907

- Chemische Fabrik Lorenz, ab 1914

- Rheinhessische Konserven-Aktien-Gesellschaft, gegr. im Ersten Weltkrieg

- Eisengießerei Frei-Weinheim, ab 1926


Alles in allem muss man festhalten, dass von den vielen Industriebetrieben, die vor und nach dem Ersten Weltkrieg in Ingelheim gegründet wurden, nur Boehringer sich bis heute gehalten hat, begleitet von vielen neuen prosperierenden Gewerbebetrieben, die der Stadt Ingelheim sehr viel mehr Einpendler als Auspendler bringen.

Auffällig ist die damalige Häufung chemischer Produktionsstätten, was aber möglicherweise mit der Namensgebung zu erklären ist: Damals nämlich war man noch stolz auf die neuen, "fortschrittlichen" chemischen Produkte, während die chemische Industrie heutzutage vielen suspekt ist.

Neben Eisenbahnen und Hafen (mit neuer Mole und Dampfkran) waren es auch die beiden schon lange existierenden Straßen, die Binger und die Rheinstraße, die die Industrieansiedlung begünstigten, die Rheinstraße in Ingelheim-West und in Frei-Weinheim selbst.

Eine Folge, aber auch die Voraussetzung für den weiteren Industrieaufbau war das Entstehen von Gas-, Strom- und Wasserwerken, die in die heutige "Rheinhessische Energie- und Wasserversorgung" mündeten, die gleichfalls in der Nähe dieses Industriegeländes errichtet wurden.

 

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Gs, erstmals 22.02.07; Stand: 07.11.21