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Römische Gräber und Grabbeigaben in Ingelheim


Autor: Hartmut Geißler

 


Links: Überlebensgroße Figuren eines repräsentativen gallo-römischen Grabmonuments aus dem 1. Jh. n. Chr. Fundort: Nieder-Ingelheim, in der Nähe der Neumühle, östlich oder westlich des Brückweges in der Höhe der Langgewann (heute nördlich der Autobahn), wo in römischer Zeit eine nördliche Straße von Mainz nach Bingen verlief. Der Fund wurde vom holländischen Gutsbesitzer und Nieder-Ingelheimer Ehrenbürger Albert Gerhard de Roock im 19. Jh. dem Wiesbadener Museum vermacht. Der Kalkstein dieser Figuren soll aus Lothringen stammen, ein weiter Transportweg, den sich die gewiss reichen Auftraggeber geleistet haben.

Die beiden Figuren standen zusammen mit einer dritten Person, von der nur Oberkörper und Kopf erhalten blieben, mit dem Rücken in einer Nische eines größeren Gabmonumentes.

Auf den Steinen kann man noch Farbspuren sehen: Der Mann trug eine gelb-grüne Tunica und darüber eine blau-graue Toga, mit der er sein römisches Bürgerrecht zeigte; am rechten Zeigefinger findet sich noch Fleischfarbe. Die Frau trug ein mit einem Gürtel gerafftes, faltenreiches, keltisches Gewand, Gewandspangen auf Schulter und Brust, ein olivgrünes Unterkleid mit Ärmeln, einen schwarz-grauen Mantel und ein gelb-grünes Zwischengewand; ihre Haare waren schwarz-grau.

Im Oktober 2021 wurden die Abgüsse in Ingelheim durch die viel detailreicheren Originale aus Wiesbaden ersetz, vorerst nur als Leihgaben für 5 Jahre.

Rechts: Abschrift eines Grabsteines einer gallo-römischen Familie aus dem 2. oder 3. Jh. mit einer Relieffigur und einer Inschrift; Fundort: Ober-Ingelheim

Inschrift:
a) oben links und rechts in Höhe des Kopfes: D und M = DIS MANIBUS (= „den Totengöttern“, eine übliche römische Formel)
b) Im Textfeld: Dem Martialius Miccio und der Ibliomaria Bodica, ihren Eltern, hat die Tochter Miccionia Ammisia (diesen Stein) machen lassen.

Es handelt sich offenbar um einen aufwändigen Grabstein romanisierter Kelten.

Original im Ingelheimer Museum

 

Hochwertige Grabbeigaben aus Ingelheimer Gräbern im Museum

Glasgefäße und eine Kanne aus Terra sigillata


Im Ausstellungskatalog werden insgesamt 48 Grabfunde aus römischer Zeit aufgelistet, darunter auch acht aus Frei-Weinheim. Eine römische Besiedlung von Frei-Weinheim, des Ingelheimer Hafenortes, dürfte deshalb außer Zweifel stehen.

 

Gs, erstmals: 25.07.05; Stand: 09.11.21